Interview mit der Bestsellerautorin und Lektorin Rena Rosenthal darüber, dass Schreiben eben auch Überarbeiten bedeutet und wie wir den blinden Flecken in unserer Geschichte auf die Spur kommen.

Liebe Rena,
du schreibst nicht nur selbst sehr erfolgreiche historische Romane wie „Die Hofgärtnerin“ und „Der Eispalast“ bei Penguin und „Zeit der wilden Rosen“ im Self Publishing, sondern hilfst auch anderen Autor:innen dabei, das Beste aus ihren Geschichten herauszuholen. Warum macht dir das genauso viel Freude wie das Erschaffen eigener Geschichten?
Beides ist für mich auf unterschiedliche Weise erfüllend. Wenn ich selbst schreibe, erschaffe ich eine Welt aus dem Nichts und kann vollkommen darin versinken. Das macht Spaß, kann aber auch ziemlich herausfordern sein, deswegen möchte ich nicht wie am Fließband Bücher schreiben.
Beim Lektorat habe ich den Blick von außen und darf helfen, die Geschichten so spannend und fesselnd wie möglich zu machen. Ich liebe es, den roten Faden zu verfolgen und bei jeder Szene zu überlegen, wie sie noch besser werden könnte. Ich finde es unglaublich motivierend zu sehen, wie sich ein Text durch gezieltes Feedback weiterentwickeln kann.
Dein Spezialgebiet ist das dramaturgische Lektorat. Was verstehst du darunter und wie unterscheidet es sich vom klassischen Lektorat?
Beim dramaturgischen Lektorat geht es um das große Ganze: Figurenentwicklung, Spannungsaufbau, Logik, Pacing (Steuerung des Erzähltempos) und Szenenführung. Es ist quasi das „Story-Gerüst“, das ich prüfe. Ein klassisches Lektorat, wie es viele kennen, meint oft eher die sprachliche Ebene – also Stil, Ausdruck, Lesefluss. Ich trenne das bewusst, weil ein Roman zwar sprachlich schön sein kann, aber trotzdem nicht funktioniert, wenn es dramaturgisch hakt und nicht jedes Buchprojekt braucht beides.
Erfahrungsgemäß macht ein Lektorat erst Sinn, wenn ein Text schon eine bestimmte Qualität hat. Ab wann ist ein Roman für dich lektoratsreif?
Wenn die Rohfassung mehrfach gründlich selbst überarbeitet wurde. Man selbst an den Punkt gekommen ist, wo man merkt: Jetzt gibt es nichts mehr, was ich noch verbessern könnte. Erst dann sollte man den Text abgeben, damit er wirklich die höchstmögliche Qualität erreicht, und meisten ist man überrascht, wie viel im Lektorat dennoch noch gefunden wird.
Warum sehen wir Autor:innen irgendwann oft die blinden Flecken in unseren Texten nicht mehr? Warum ist ein Blick von außen hilfreich und wie hole ich da das Beste raus?
Weil wir zu nah an der Geschichte sind. Wir kennen unsere Figuren, ihre Backstory, jede Wendung – und vergessen manchmal, dass das für die Leser:innen nicht alles im Text steht. Der Blick von außen macht sichtbar, wo man Lesende verliert oder wo noch Fragen offen bleiben.
Das Beste holt man immer nur durch die wiederholte Überarbeitung aus dem Text heraus. Das ist anstrengend, aber gerade die Überarbeitung ist die Phase, in der aus guten Büchern Bestseller entstehen können. Im Englischen gibt es diesen schönen Spruch: Writing is Rewriting! Das darf man nicht vergessen, man sollte sie nicht losgelöst vom Bücherschreiben sehen. Um die Überarbeitung zu vereinfachen, habe ich auch einen kleinen Leitfaden entwickelt, damit man sich nicht verzettelt (Dazu bald mehr).
Was sind klassischerweise deine Kund:innen? Und magst du eine besonders schöne Zusammenarbeit, ein besonders motivierendes Erlebnis teilen?
Meine Kund:innen sind meistens Autor:innen aus den klassischen Genres, also Fantasy, Romance oder Thriller, da ich früher bei einem großen Publikumsverlag gearbeitet habe, kenne ich mich mit diesen Genres am besten aus.
Neben dem klassischen Lektorat berate ich auch Kund:innen, die ihr Buchprojekt bei einer Agentur oder einem Verlag vorstellen wollen und schreibe das Exposé oder gebe Feedback dazu.
Besonders motivierend finde ich es, wenn jemand nach dem Lektorat sagt, dass ihm/ihr die Geschichte nun noch besser gefällt. Und vor Kurzem ist eine meiner Kund:innen, die ich bei ihren ersten drei Büchern unterstützt habe, auf die SPIEGEL-Bestsellerliste gekommen. Diese Erfolge feiere ich natürlich immer gleich mit, da einem auch durch das Lektorat die Geschichten oft ans Herz wachsen.
Was sind deine drei wichtigsten Tipps für die dramaturgische Überarbeitung eines Romans?
- Überprüfe, ob deine Figuren wirklich ein Ziel haben, das auch zu Beginn der Geschichte klar benannt wird, denn ohne klaren Antrieb gibt es keine Spannung.
- Achte besonders auf den Anfang, denn auf den ersten Seiten entscheidet sich, ob die Leser:innen dabeibleiben.
- Hör auf deine innere Stimme. Wenn du keine Lust hast, eine Szene ein weiteres Mal zu überarbeiten, sind die Chancen recht hoch, dass auch Leser:innen sich langweilen werden.
Und wenn ich mit dir zusammenarbeiten möchte, wo finde ich dich und was ist der nächste Schritt?
Am besten über meine Website: www.herzensbuecher-lektorat.de. Dort findest du Infos zu meinen Angeboten und Preisen. Wer an einer Zusammenarbeit interessiert ist, schreibt mir am besten über das Anfrageformular, allerdings müssen Lektorat in der Regel mit einer größeren Vorlaufzeit gebucht werden.
Für alle, die sofort ihren Roman überarbeiten möchten, hat Rena einen Leitfaden inklusive Cheklisten entwickelt, mit dem alle relevanten Aspekte des Romans wie Stil, Charaktere oder Spannung, überarbeitet werden können. Ideal, um das eigene Buch vor der Bewerbung bei Agenturen oder Verlagen oder der Veröffentlichung im SP und der Zusammenarbeit mit Lektor:innen auf das nächste Level zu bringen und typische Anfängerfehler zu vermeiden.
Hier geht es zur digitalen PDF-Datei / zum sofortigen Download nach dem Kauf.
Kurzvita:
Rena Rosenthal/ Serena Avanlea ist Spiegel-Bestsellerautorin und hat früher beim Oetinger Verlag und Bastei Lübbe gearbeitet. Inzwischen ist sie neben dem Autorinnen-Dasein als freiberufliche als Lektorin für Genreliteratur tätig. Ihre Schwerpunkte im Lektorat liegen auf Dramaturgie, Figurenentwicklung und Exposé-Beratung. Neben ihren Verlagsromanen ist sie mit ihren Familiengeheimnis-Romanen im Stil von Lucinda Riley erfolgreich im Selfpublishing unterwegs.