Egal ob wir ein Buch schreiben, einen Film drehen oder einen Blog aufsetzen wollen, kreative Ideen haben wir meist genug. Schwieriger ist es mit dem Durchhaltevermögen. Darüber, wie wir die Motivation und Umsetzungsenergie hochhalten können, spreche ich mit Ursula Tuecks, die Kreative coacht, die ihre Kreativität nicht nur zur persönlichen Freude (was auch ein voll ausreichender Grund ist) sondern als Grundlage ihres Berufs nutzen.

Liebe Ursula,
wir begleiten beide Kreativschaffende und arbeiten beide freiberuflich an verschiedenen eigenen Projekten. Ideen sind sowohl bei uns als auch bei unseren Coachees genug vorhanden. Ich selbst kenne das leider nur zu gut, dass ich mehr Ideen als Zeit habe. Und verstehe das deshalb auch, wenn manche Projekte irgendwann auf halber Strecke einschlafen.
Aber wie schaffen wir es, unsere Herzensprojekte durchzuziehen?
Weil wir glauben, es müsste alles leicht gehen – und wenn’s das nicht tut, stimmt was mit uns nicht. Weil wir denken, dass wir „in Stimmung“ sein müssen, statt uns mit uns selbst zu committen. Und weil wir uns oft mit Ideen beschäftigen, die eigentlich gar nicht wirklich unsere sind. Dranbleiben ist keine Frage der Disziplin, sondern der Verbindung – zu dir selbst und zu dem, was du wirklich willst.
Was antwortest du Menschen, die sagen, dass sie ihr Projekt so gerne durchziehen würden, aber keine Zeit hätten?
Dann frage ich: Wofür hast du gerade Zeit? Denn Zeit ist immer eine Frage von Prioritäten, nicht vom Kalender. Ich weiß, das klingt unbequem – aber genau da fängt Selbstführung an. Wenn dir etwas wirklich wichtig ist, dann bekommt es einen Platz. Vielleicht nicht immer täglich – aber regelmäßig. Und vor allem: bewusst. Nimm dir nicht mehr als vier Prioritäten vor: Familie, Beziehungen, deine Arbeit, deine Verbindung mit dir selbst. Wir schaffen es nicht mehr Prioritäten gerecht zu werden.
Gerade, wenn wir für einen Projekt keinen Druck haben, keinen Vertrag, keinen Abgabetermin… fällt es schwer, dranzubleiben und Zeit freizuschaufeln. Wie bekommen wir uns dennoch organisiert?
Indem du verstehst, dass deine Idee genauso wertvoll ist wie jeder Auftrag im Alltag von außen. Dass du selbst diesen Vertrag mit dir selbst unterschreibst. Was mir hilft: Rituale. Zeitfenster, in denen ich bewusst an meiner Vision arbeite – auch wenn es niemand kontrolliert. Aus diesem Grunde sage ich immer wieder, dass dein WARUM so wichtig ist. Wenn du weißt, warum du bestimmte Dinge tust, wird die Wahrscheinlichkeit höher, dass du es auch tust.
Kann es sein, dass wir manchmal unseren Weg nicht gehen, weil wir Angst vor der Stunde der Wahrheit haben? Es könnte ja sein, dass niemand unsere Ausstellung besucht, unser Buch kauft, unseren Film anschaut? Wie können wir diese Angst überwinden?
Ja, das sehe ich oft. Diese Angst ist so menschlich – und so lähmend. Wir fürchten nicht nur das Scheitern, sondern manchmal noch mehr: dass es niemand interessiert. Was dann hilft? Dich daran zu erinnern, dass es nicht deine Aufgabe ist, gemocht zu werden – sondern echt zu sein. Erfolg und Mut ist, wenn du es trotzdem machst. Sichtbar wirst. Und dir selbst treu bleibst. Dann wird auch das kommen, was dann er-folgt. Ohne dass du ins Tun kommst, kann auch nichts er-folgen, oder? Eigentlich ist es so einfach, und doch tun sich viele so schwer damit. In den meisten Fällen ist es so, dass wir nicht aus unserer Komfortzone raus wollen. Und Veränderung geht nur – und das sage ich ganz bestimmt – wenn wir da raus müssen. Ohne das wird es keine Veränderung geben. Ganz ehrlich… hast du so eine große Vision, dass du 100 % dafür gehst? Bist du bereit, etwas dafür zu opfern? Dann wirst du müssen. Denn so, wie es jetzt ist, funktioniert es ja nicht. Vielleicht hast du dann weniger Zeit für Freunde und Familie. Bist du wirklich bereit dafür? Und da hört es bei vielen auf. Der Preis ist für viele zu hoch. Oder der Schmerz ist noch nicht groß genug. Erst wenn du dir selbst sagst: „Jetzt reicht’s – ich mache es“, dann kann auch etwas Neues in dein Leben kommen.
Wie kann uns Gemeinschaft und „Rechenschaft ablegen“ dabei unterstützen, dran zu bleiben? Wie finde ich Menschen, mit denen ich mich zur gegenseitigen Unterstützung verbinden kann?#
Gemeinschaft ist kein Luxus – sie ist eine Kraftquelle. Wenn du dich zeigst, wirst du gesehen. Wenn du dich verbindest, bleibst du eher dran. Ich empfehle: Suche dir 1–2 Menschen, mit denen du dich regelmäßig immer wieder austauschst. Die, die so denken wie du. Und wenn du niemanden findest: dann schaffe dir selbst einen Raum. Genau deshalb habe ich Reset & Reconnect ins Leben gerufen.
Was ist, wenn ich wirklich mehrere wichtige Projekte habe? Wie priorisiere ich? Oder kann ich allem gleichzeitig gerecht werden?
Nein, du kannst nicht allem gleichzeitig gerecht werden – zumindest nicht mit derselben Tiefe. Aber du kannst entscheiden, was jetzt dran ist. Mein Tipp: Spür hin, welches Projekt dir gerade die meiste Energie gibt – oder die meiste Angst macht. Beides sind meistens Hinweise. Du musst nicht alles gleichzeitig machen. Aber du darfst alles machen.
Manchmal muss auch eine Idee oder ein Projekt mal warten, bis es dran ist. Wie ich schon sagte: Du schaffst nicht mehr als vier Prioritäten gleichzeitig. Setz dich mal hin und schreibe die vier auf – und zu allen anderen sagst du: „Das kann ich gerade nicht leisten.“ Es ist nicht für immer – aber für einen bestimmten Zeitraum. Halte den Raum, und dann grenze dich ab. Sag NEIN zu den Dingen und Umständen, die da nicht reinpassen. Dann passiert etwas: nämlich dein Raum, deine Zeit – und hier kann Wachstum und etwas Magisches entstehen.
Was sind deine drei wichtigsten Hacks zum Thema „Dranbleiben“?Magst du vielleicht eine schöne Geschichte zu diesem Thema teilen? Von dir? Oder deinen Coachees?
Eine Klientin von mir wollte schon lange ein eigenes Kunstprojekt starten – ganz frei, ohne Auftraggeber, ohne Erwartungen von außen. Aber sie hat es über Jahre immer wieder verschoben. Immer kam etwas dazwischen: der Job, die Familie, der Alltag. Im Coaching wurde klar: es ging gar nicht um Zeit. Es ging um Angst, wirklich gesehen zu werden. Als sie sich innerlich committed hat – nicht auf das perfekte Ergebnis, sondern darauf, den Raum zu halten – ist etwas passiert. Sie hat sich 3 Stunden in der Woche fest im Kalender geblockt, sich selbst ernst genommen. Nach drei Monaten war nicht nur die erste Serie fertig, sondern auch der Mut gewachsen, sie zu zeigen. Heute verkauft sie ihre Werke. Aber das größte Geschenk war: Sie hat sich selbst zurückerobert. Und bei mir? Ich habe jahrelang gedacht, ich müsste mich entscheiden – Illustratorin, Designerin, Coach, Autorin. Bis ich verstanden habe: Ich bin das alles. Ich bin ein System kreativer Energie. Und wenn ich mich nicht mehr abspalte, sondern alles fließen lasse, entsteht eine Tiefe, die nicht erklärbar ist – sondern spürbar. Genau aus dieser Tiefe entstehen meine besten Arbeiten. Und genau deshalb begleite ich heute andere darin, ihre Kraft nicht zu kanalisieren – sondern zu verkö
Gibt es noch etwas, was du gerne sagen würdest?
Es ist okay, wenn du noch nicht da bist, wo du gerne wärst. Aber bleib ehrlich mit dir: Woran liegt es wirklich? Manchmal brauchst du kein neues Ziel. Du brauchst eine neue Entscheidung. Du darfst aufhören, dich zu sabotieren – und anfangen, dich selbst ernst zu nehmen. Deine Zeit, deine Kunst, dein Ausdruck. Denn wenn du wartest, bis du bereit bist, wartest du vielleicht dein Leben lang. Aber wenn du heute beginnst – in deinem Tempo, mit deiner Wahrheit – wirst du staunen, was alles möglich ist.
Mehr über Ursula: Die Kölnerin Ursula Tuecks hat zunächst eine Ausbildung als Damenschneiderin absolviert, Grafikdesign studiert, in dem Bereich lange als Angestellte gearbeitet, bevor sie sich selbstständig gemacht hat. Zu ihren Kunden zählt die Flow und Blutsgeschwister. Heute arbeitet Ursula vor allem als zertifizierter Coach für Kreativschaffende, gibt Einzelcoachings und Seminare, online und in Köln. Hier geht es zu ihrer Website. Letztes Jahr habe ich Ursulas Seminar „Erwecke deine Kreativität„ besucht und habe extrem viel für mich mitnehmen können. Ich empfehle sie aus vollem Herzen! Direkt zum Hören gibt es ihren Podcast „Kreativität leben„.
Dein (kreatives) Ziel ist es, endlich dein Sachbuch oder deinen Ratgeber zu schreiben? Hier braucht es ebenfalls Strategie und Kreativität. Genau dafür habe ich mein Workbook plus Extras „In 14 Tagen Klarheit über deine (Sach)buchidee“ entwickelt. Da führe ich dich Schritt für Schritt näher zu deinem Buchprojekt – mit leicht umsetzbaren Anregungen kommst du ins Tun, findest du deine Zielgruppe, deinen USP, eine mögliche Vita für die Bewerbung und vieles mehr, um mit deinem Buch starten zu können. Hier kannst du den Minikurs für nur 11,- Euro mit einem Klick über digistore kaufen. (Und unterstützt damit diesen Blog und meinen Podcast, der wieder in den Startlöchern steht.)